19:00 Uhr Synagoge

NACHT liegt auf den fremden Wegen

Johannes Baum, Klavier

Sebastian Langner, Texte


Im Paris der 1830er Jahre treffen zwei Ausnahmekünstler der Romantik aufeinander: der polnische Pianist Frederic Chopin und der deutsche Literat Heinrich Heine. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes durch russische Truppen ist Chopin zusammen mit Tausenden polnischen Freiheitskämpfern, Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern über Wien ins Ausland geflohen. Die liberale Pariser Atmosphäre lässt die Stadt zu einem unvergleichlichen Anziehungspunkt für freiheitsliebende Menschen werden, auch für den vor der deutschen Zensur geflüchteten Dichter des „Jungen Deutschland"  Heine. Beide, Chopin und Heine, werden bis an ihr Lebensende im Pariser Exil verweilen müssen. Das Motto der musikalisch-literarischen Soiree, die erste Zeile eines Heine Gedichts von 1823, bezieht sich u.a. auf prägende Erfahrungen dieser Art: „Nacht liegt auf den fremden Wegen“.  

Heine schreibt über eine seiner ersten Begegnungen mit Chopin: „Es ist Chopin, der nicht bloß als Virtuos durch technische Vollendung glänzt, sondern auch als Componist das Höchste leistet… Er ist alsdann weder Pole, noch Franzose, noch Deutscher, er verrät dann einen weit höheren Ursprung…sein wahres Vaterland ist das Traumland der Poesie". Hier berühren sich die Ausdrucksbereiche der beiden Romantiker, die sich z.B. vom Thema „Nacht“ besonders inspirieren lassen. Das Dunkel lässt die grelle Realität des Tages vergessen, die geheimnisvolle Finsternis erlaubt wundersame Träume, das Mondlicht beleuchtet sehnsuchtsvolle Erinnerungen. Die Unergründlichkeit der Nacht birgt aber auch das Grauen und die Todesahnung. Diese ambivalenten Seiten der Nacht sind es, die die Künstler immer wieder in ihren Bann ziehen.

In den Nocturnes und Preludes Chopins und in der Lyrik Heines sollen sie in diesem Konzert lebendig werden..